Gastbeitrag: Wurzeln brauche ich nicht

Dieser Blog-Gastbeitrag ist Teil der Serie BLICKWINKEL: Das Format, in dem meine Kund*innen ihre Sicht auf die Welt teilen. Für Momente voller Inspiration, Nachdenken und oft versteckter Gemeinsamkeiten.

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Autorin des Gastbeitrags: Alexandra Hamsi

Eine Wildflower, die regelmäßig ihre innere Welt über Worte ins Außen fließen lässt. In diesem Text nimmt sie dich mit in das Thema „Innere Stimme“.

Du erreicht sie unter: alexandra.hamsi@gmail.com

Wurzeln brauche ich nicht

Sonnenblumenkern Alexandra fällt in die Erde.

Voller Elan und Tatendrang denke ich mir: Wurzeln brauche ich nicht. Ich bin hier ganz allein, sowieso denkt keiner an mich, ich schaffe das alles allein. 

Direkt schießt aus mir mein Stängel, durchbricht die Erde, erreicht das Licht, schießt weiter und voller Euphorie bilden sich Blütenkelch und Blätter. 

Da bin ich! Eine strahlende Sonnenblume mit tollen gelben Blättern. 

Rose von nebenan erzählt mir, ich solle AAAAA. Find ich toll, denk ich, mach ich und klammheimlich schwindet ein Sonnenblumenblatt von mir und ein Rosenblatt steckt in meinem Kelch. 

Kaktus schreit, ich solle Beeeeee, geil ich bin ganz aufgeregt, mach ich sofort und schwupps wieder ein Blatt weg von mir und ein Stachel steckt in meinem Kelch. 

So geht das mein Leben lang weiter (viele Ceeee’s, Deeeee’s, Eeeee’s) bis fast nichts mehr von mir übrig ist, das Komische dabei ist, ich selbst merke das gar nicht und auch für mein Umfeld bin ich trotzdem für alle eine Sonnenblume. 

Nur manchmal in Diskussionen, wo es wirklich um mich geht und ich meine Meinung sagen soll, sage ich Rosen-Kaktus-Sonnenblumen-Sätze. Gewichtet, je nachdem, wer gerade vor mir steht. Mein Leben fühlt sich so anstrengend und schwer an, immer auf der Hut das richtige Blatt zu treffen. 

Danach habe ich neuerdings hinterher immer ein ganz komisches Gefühl in meinem Kelch und meinem Stiel, ich weiß nicht wieso, es fühlt sich furchtbar an, ich werde immer stiller. 

Für meine Probleme gebe ich anderen die Schuld. Krankheiten befallen meine Blätter und geben mir Zeichen aber ich sehe sie nicht, ziehe mich immer mehr zurück, jeder stärkere Wind haut mich um und verwelke schließlich ganz …jeder mochte mich zwar weil ich immer so lieb war und alle verstand aber keiner erinnert sich noch wirklich an mich. 

 

Ein neuer Frühling

Sonnenblumenkern Alexandra fällt in die Erde.

Ich schaue mich erstmal um, fühle in mich rein, wie es mir hier geht. Ich fühle mich wohl mit mir und eigentlich liebe ich mich und fühle in meinem Rücken sogar noch die Energie meiner Eltern. 

Da kommt eine zarte kleine Wurzel aus mir gesprießt namens Liebe. 

Ich verharre noch ein bisschen und merke, wie diese Wurzel stärker wird. So gehalten trau ich mich langsam mich zu recken und zu strecken und durchbreche die Erde und schaue in die Sonne. Sie ist verlässlich für mich da und stärkt mein Selbstvertrauen, ich sehe mich um und sehe meinesgleichen, erkenne mich selbst in Ihnen und zwei neue zarte Wurzeln bilden sich: Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein

Um mich herum ist es laut, mal leise und weil ich so geerdet bin, entwickle ich Werte wie Ehrlichkeit, Respekt, Mitgefühl, Freundlichkeit, Dankbarkeit, Großzügigkeit. 

Und während lauter neue Wurzeln aus mir schießen, schreit wieder die Rose von nebenan, ich solle AAAAA. Ich werde still und schicke dieses AAAAA erstmal durch meinen Kelche, meinen Stiel bis hinunter durch die ganzen Wurzeln, ich spüre Respektlosigkeit, Lieblosigkeit … und nachdem schon zwei meiner Wurzeln verletzt wurden höre ich gar nicht mehr zu, bleibe bei mir, bin weiterhin freundlich und lasse das AAAAA gar nicht an mich ran. 

Meine Blütenblätter sind intakt. 

Auch der Kaktus schreit sein BBBBBB und er ist sehr geschickt dabei, viele Wurzeln durchlaufen seine Worte und fast hätte ich den Stachel angenommen aber bei der Wurzel Integrität lehnte ich ihn ab, blieb weiter freundlich und forciere keinen weiteren Kontakt. 

Da kommt die Tulpe und erzählt mir von CCCC … alle Wurzeln jubeln, alles ist perfekt, ich habe eine Freundin gefunden. Ich bleibe dabei ich. 

In den Wind erzähle ich ganz klar meine Sonnenblumensätze, fühle mich dabei gut und stark wenn ich meine Meinung vertrete, sie sind gehalten von Liebe von meinem Bewusstsein für mich selbst und von meinen Werten. 

Kein Wort, keine Entscheidung verlässt mich, ohne meine Wurzeln durchlaufen zu haben. Mein ganzes Blumen-Dasein wird stärker, ich verdecke keine kleineren Blüten, sondern unterstütze sie beim Wachsen. 

Stürme fegen über mich hinweg, viele in meinem Umfeld fallen, aber ich stehe stark auf meinem Wurzelballen. 

Probleme habe ich immer noch und suche den Fehler bei mir. Weil ich mich traue ich zu sein, trauen sich auch die anderen, sie selbst zu sein, durch unsere Energie werden wir alle stärker, wir unterstützen uns alle gegenseitig. 

I am because you are. 

Auch meine Zeit kommt, ich verwelke. 

Meine Energie steckt in vielen kleinen neuen Sonnenblumenkernen, die mich nun in Ihrem Rücken spüren, meine Essenz wird weitergetragen …

Worte der Autorin an dich 🤍

Liebe Wildflower, 

meine Geschichte soll eine Einladung an Dich sein. Eine Einladung, gemeinsam zu lernen, wieder von innen heraus zu agieren. Was fühle ich? Was will ich? Was tut mir gut? Was glaube ich? Was hat wirklich mit mir zu tun? Was sind meine Werte?

Wenn wir unseren Alltag zu laut gestalten, hören wir die Antworten auf all diese Fragen nicht. Wir lassen uns bereitwillig die Zeit stehlen, uns überhaupt diese Fragen zu stellen.

Wir werden unbewusst und machen uns zu Opfern des immer lauter werdenden Alltags. Wir werden grenzenlos, reagieren nur noch stupide statt freudvoll zu agieren, brennen aus, verlieren uns ganz.

Wir brauchen mehr Stille und pures Sein, um daraus ein Bewusstsein für die zarte Stimme in uns zu entwickeln. Diese Stimme macht Dich zu einem klar umrissenen Wesen mit Grenzen. Du fühlst genau: Bis hierhin und nicht weiter und andere können Dich klar wahrnehmen und achten.

Ich wünsche mir von Herzen, dass meine Geschichte Dich dazu inspiriert, auf Entdeckungsreise zu Deinem inneren Reichtum zu gehen. Dass Du Deine Stimme hörst, Dich achtest und Deine Grenzen klar verteidigst. 

Fest in Dir verankert trotzt Du all den Stürmen des Lebens. Kein Sturm aus Angst, Panik und Katastrophen haut Dich um, weil Du endlich in Dir einen Ort gefunden hast, in dem alles friedvoll und gut ist, wie es ist. Und aus diesem sicheren Hafen heraus entscheidest Du dann, ob Du überhaupt agieren musst …

Deine Alexandra Hamsi